Über:
Janine Tüchsen, Architektin + Mitarbeiterin an der Detmolder Schule für Gestaltung, lässt in Illustrationen + Texten Tiere und Pflanzen zu Wort kommen und über die aktuelle Lage des Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur debattieren.
Beitrag:
In unseren Städten leben viele Wildtiere. Neben den offensichtlichen Stadtbewohnern wie
Wildkaninchen oder Eichhörnchen, haben sich auch Waschbären, Wildschweine, Fledermäuse, Steinmarder oder Füchse hier einen Ersatzlebensraum erschaffen. Diese halten sich nicht nur aufgrund von attraktiven Nahrungsangeboten, milderem Klima oder vielfältigen Grünflächen in der Stadt auf, sondern vielmehr wegen des Verlusts von Biotopen und den starken, toxischen Eingriffen durch den Menschen im ländlichen Raum. Doch aus welchem Grund auch immer sich die Tiere in den urbanen Zonen ansiedeln, historisch betrachtet ist ein enges Zusammenleben gar nichts Neues, sollte also keine Herausforderung darstellen. Der Mensch aber hat zunehmend den Kontakt zur Natur verloren und nimmt die Tiere als Gefahr wahr. Dabei zeigen diverse Studien, dass sich eine intakte Natur, eine Nähe zu Tieren und die Einbeziehung dieser in den Lebensalltag positiv auf das menschliche Wohlbefinden auswirken (vgl. u.a. Kulturstiftung des Bundes 2021).
Daher gilt, dass – trotz der zunehmenden Urbanisierung der Welt und der damit einhergehenden Grobheit menschlichen Handelns und entsprechenden räumlichen Fehlgestaltungen – eine Koexistenz von Mensch und Tier eine lehrhafte (und gar nicht mehr wegzudenkende) Bereicherung für das Leben darstellt. Um diverse Daseinsformen und ein vielschichtiges Gesellschaftsbild zuzulassen, bedarf es eine Verschiebung des Fokus vom anthropozentrischen Weltbild hin zu einem offenen Miteinander, das auf Akzeptanz, Verständnis und Beteiligung beruht. Die Unterdrückung und Bevormundung ausgehend vom Menschen hat zu monotonen, leblosen Umgebungen und zum Verlust der Artenvielfalt geführt – ein respektvolles Zusammenleben aller Lebensformen kann nur eine Aufwertung der aktuellen Situation mit sich bringen und ist vielleicht die einzige Möglichkeit, die uns
noch bleibt. In dieser kleinen Ausstellung kommen dazu Tiere und Pflanzen zu Wort.
Hört alle zu und lernt!